Wir Ärzte werden euch nicht helfen können
So verheerend wären die Folgen einer Atombomben-Explosion in Oberschwaben
– so lautet die Überschrift des Artikels in der Schwäbischen Zeitung vom 03.02.2023, in dem das Buch „Tausend Grad Celsius – Das Ulm-Szenario für einen Atomkrieg“ in den Mittelpunkt gestellt wird. In diesem schon 40 Jahre alten Buch-Klassiker hatte die Ulmer Ärzteinitiative die Folgen eines Atombombenabwurfes über Ulm minutiös beschrieben. Die Atombombentechnik von damals auf heute hat sich zwar um ein vielfaches schrecklicher entwickelt, das Grundproblem ist aber damals, wie heute gleich geblieben: Die Folgen eines Atomschlages wären so verheerend, dass wir Ärzte nicht werden helfen können. Siehe auch die Buchbeschreibung: https://ippnw-ulm.de/tausend-grad-celsius-das-ulm-szenario-fuer-einen-atomkrieg/
- 1983 – in Zeiten des kalten Krieges zwischen dem Ost- und West-Block – hatte der Spiegel über das Buch berichtet: https://www.spiegel.de/politik/total-ueberfordert-a-a812296b-0002-0001-0000-000014018836?context=issue
- 2023 – in Zeiten des mit Kampfpanzerlieferungen militärisch eskalierenden Ukrainekrieges – erinnert sich die Schwäbische Zeitung an das Buch: https://www.schwaebische.de/regional/ulm-alb-donau/ulm/so-verheerend-waeren-die-folgen-einer-atombomben-explosion-in-oberschwaben-1356088
Der Autor in der Schwäbischen Zeitung zieht auch den Bogen von damals auf heute und beschreibt, warum Ulm erneut ein Ziel für einen Atombombenaburf werden könnte. Er beschreibt auch, dass schon damals nur eine „politische Vorsorge“ und nicht die medizinische die Gefahren real hatte abwenden können. Er beschreibt auch die heutige Notwendigkeit einer politischen, statt einer militärischen Lösung und den friedenspolitischen Appell: „Die aktuelle militärische Eskalationsspirale ist ein Irrweg. Stoppt umgegehend auf beiden Seiten das Töten und bemüht euch ernsthaft um einen sofortigen Waffenstillstand“.
Leider endet der Artikel in den letzten 10 Sätzen mit flachen Narrativen, die der Autor dem ukrainischen Präsidenten Selensky und dem Ulmer Nato-General Sollfrank in den Mund legt. Vermutlich wollte (sollte?) der Autor so „eine journalistische Ausgewogenheit“ herstellen. Die Leser dieses Artikels mögen über diese Plattitüden selbst entscheiden.
Die Ulmer Ärzteinitiative ist davon überzeugt: In einem Krieg, wie dem in der Ukraine gibt es keine Ausgewogenheit. Putins militärischer Angriff ist durch nichts zu rechtfertigen. Der primäre Reflex der Ukraine, sich zu verteidigen ist legitim – auch der primäre Reflex, den angegriffenen Menschen zu Hilfe zu eilen. Einen Krieg mit Hilfe von immer wieder neuen Waffenlieferungen und auf Grund von sekundären geopolitschen Interessen in eine gefährliche Eskalationsspirale bis hin zu einem drohenden Atomkrieg zu treiben, ist nicht legitim. Jeder Tag, in dem dieser Krieg durch diese miltärische Eskalationsspirale verlängert wird, schafft unmittelbar neu Leid, Tot und Zerstörung, was ebensowenig, wie der primäre Angriff Putins zu rechtfertigen ist. Jeder weitere Tag durch diese militärische Eskalationsspirale schafft mittelbar längere und härtere globale Hungersnöte – vor allem in den Ländern des Südens. Und jeder weitere Kriegstag treibt ebenso mittelbar weltweit die Spirale der Klimakatastrophe voran.
Mit einer militärischen Eskalation wird niemand den Frieden gewinnen.
Die einzige Chance für einen Frieden besteht darin, umgehend mit einem Waffenstillstand auf beiden Seiten das Töten zu stoppen und mit aller politischen und diplomatischen Energie, Friedensverhandlungen anzustreben. Dass dabei Kompromisse von beiden Seiten eingegangen werden müssen und vor allem geopolitsche Interessen hintanstehen müssen, versteht sich von selbst.